Ab und zu passiert es, dass man mir den Vorwurf macht, ich würde ständig an allen Orgeln, zu denen ich komme, Umbau, Abriss und Neubau oder sonstige Orgelbau-Aktivitäten betreiben. Das mag sein; ich vermute, dass ich durch schlechte Instrumente magisch angezogen werde und mich mit einem vorhandenen schlechten Zustand nicht zufrieden geben kann und will.

So war es auch in Hausen an der Zaber: ein tolles Instrument aus der frühen Zeit von Rensch (nach Lauffen sind es ganze fünf Kilometer), ganz anders als so manche Walcker- oder Späth-Orgel derselben Bauzeit (die ja oft von Anfang an nichts taugten), an dem jedoch die Zeit nicht ganz spurlos vorübergegangen war. In der mechanischen Tontraktur waren - 1964 üblich - Teile aus Kunststoff verbaut, die "Weichmacher" hatten sich inzwischen verflüchtigt, der Kunststoff war spröde geworden und so gab es ab und Ausfällt in der Traktur. Die Teleskophülsen auf den Windladen hatten ein ähnliches Schicksal ereilt und nicht zuletzt hatte sich durch fast 50 Jahre Warmluftheizung allerlei Staub und Dreck auch in den Pfeifen angelagert. Einige Töne des Scharff waren schlichtweg nicht mehr stimmbar.

Rechtzeitig zum Jubiläum konnte die Orgel überholt werden, Kunststoff-Winkel wurden durch solche aus Hartholz ersetzt, hunderte Teleskophülsen aus der Orgel verbannt, das Gehäuse in Blau (korrespondierend zu den Farbfenstern) gestrichen, die Kupferpfeifen im Hauptwerk-Prospekt neu Poliert, das komplette Pfeifenwerk überarbeitet und neu intoniert und nicht zuletzt ein neues Gehäuse für den im Turm stehenden Orgelmotor gebaut.

Ein wesentliches Augenmerk lag dabei darauf, die Orgel nicht zu entfremden: es ist und bleibt eine Orgel aus dem Jahr 1964, vor allem in ihrer klanglichen Konzeption. So darf die Rohrflöte im Hauptwerk spucken, das Scharff im Rückpositiv ein wenig klirren und die Trompete im Pedal quaken, wenn auch etwas dunkler und runder als vorher. Und die ungleichschwebende Stimmung nach Johann Philipp Kirnberger (1721-1783) wurde beibehalten bzw. neu gelegt und gibt der Orgel ihren besonderen Charakter.

Durchgeführt wurden die Arbeiten von Orgelbaumeister Daniel Heil, gebürtiger Hausener, der seine Lehrjahre bei Rensch verbrachte, später zur Werkstatt von Karl Göckel wechselte (wo er an der Rauenberger Orgel beteiligt war) und seit 2010 seine eigene Werkstatt in Brackenheim-Meimsheim besitzt.

Das Bild oben ist übrigens noch aus der Zeit vor der Renovation.

Rückpositiv, I, C-g³

Gedeckt 8´

Hohlflöte 4´ (Prosp.)

Principal 2´

Quinte 2 2/3´

Scharff III 1´

Tremulant

Hauptwerk, II, C-g³

Kupferprästant 8´

Rohrflöte 8´

Octave 4´

Sesquialte II

Waldflöte 2´

Mixtur V 2´

Tremulant

Pedal

Subbaß 16´

Octavbaß 8´

Gedecktbaß 8´

Choralbaß 4´+ 2´

Trompete 8´

Koppeln I-II, II-P, I-P


mechanische Traktur

mechanische Koppeln

mechanische Registratur


Stimmung:

     Kirnberger II